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Die 7 Qualitäten
effektiver Organisationen
Text: Sebastian Klein & Martin Wiens | Illustrationen: Robert Löbel & Dominik Wagner
Mit den 7 Qualitäten (früher: Tugenden) effektiver Organisationen haben wir ein einfaches Framework entwickelt, das dabei hilft, die nächsten Entwicklungsschritte eines Teams zu identifizieren.
Wirksame Zusammenarbeit

Um eine Transformation zu starten, braucht es zunächst eine Bestandsaufnahme des Ist-Zustandes. Transformation bedeutet immer, den nächsten evolutionären Schritt zu finden, für den eine Organisation gerade bereit ist: Also das nächste Level, auf das es sich aus sich selbst heraus entwickeln kann. Der Weg dahin kann durchaus ein Schritt aus der Komfortzone sein, er sollte jedoch nicht so schmerzhaft sein, dass es die Organisation auseinander reißt. Außerdem sollte zunächst klar sein, warum dieser Schritt überhaupt unternommen wird, also welche aktuellen Spannungen mit ihm gelöst werden sollen.

Genau dafür haben wir die 7 Qualitäten effektiver Organisationen entwickelt: Ein einfaches Framework, um eine Bestandsaufnahme zu machen, die als Basis für die nächsten Entwicklungsschritte dient. In den 7 Qualitäten haben wir die für uns wichtigsten Charakteristika einer Organisation zusammengefasst: Sie sind als positive Ausprägungen formuliert, also so, dass jede Organisation prinzipiell das Ziel haben sollte, sich möglichst weit auf der rechten Seite der Skala zu verorten.

Im Folgenden haben wir das Tool kurz beschrieben.

1. Klare Ausrichtung

Die erste Qualität effektiver Organisationen ist eine klare Ausrichtung. Zur Ausrichtung gehören viele Elemente wie ein gemeinsamer Purpose, Strategien und Ziele und die Kommunikation, die mit ihnen verbunden ist. Würde ein Team sich (einstimmig) ganz rechts verorten, hieße das, dass allen völlig klar ist, was gerade gemeinsam erreicht werden soll. Alle haben das gleiche Bild und zielen mit ihrer Arbeit in die exakt gleiche Richtung.

2. Gut genutzte Potentiale

Die zweite Qualität effektiver Organisationen sind gut genutzte Potenziale. Das bedeutet, dass die Potenziale der Menschen im Team aber auch andere Ressourcen, die zur Verfügung stehen, vollständig bekannt sind und so genutzt werden, dass sie voll auf die Ziele einzahlen. In einem Team, das sich hier ganz rechts verortet, würden alle Menschen der Aussage zustimmen, dass sie selbst den Eindruck haben, all ihre Fähigkeiten und Potenzialen seien bekannt und würden ideal genutzt.

3. Verteilte Verantwortlichkeiten

Die dritte Qualität sind geteilte Verantwortlichkeiten. Voraussetzung für diese Tugend ist, dass die Verantwortlichkeiten klar benannt sind und z.B. in Rollen abgebildet werden. In einem Team, das sich hier ganz rechts verortet, sind alle Verantwortlichkeiten und Erwartungen, die es gibt, klar benannt und den Menschen zugeordnet, die sie am besten ausfüllen können.

4. Individuelle Effektivität

Eine Organisation, die effektiv sein will, muss Sorge dafür tragen, dass die Menschen, aus denen sie besteht, auch in der Lage sind, gut zu arbeiten. Individuelle Effektivität liegt dann vor, wenn alle Mitglieder über die Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen, die nötig sind, um effektiv zu arbeiten. Alle Menschen sollten also in der Lage sein, sich ohne fremde Unterstützung zu organisieren, sinnvolle Entscheidungen zu treffen und ihren Beitrag zum großen Ganzen zu leisten.

5. Effektivität als Team

Auch wenn jeder für sich allein gut arbeitet, macht das noch kein funktionierendes Team. Teams sind dann effektiv, wenn alle in der Lage sind, effektiv miteinander zu kommunizieren und Arbeitsergebnisse zu synchronisieren. Und wenn z.B. Meeting-Routinen so gestaltet sind, dass Meetings keine Zeit und Energie rauben.

6. Anpassungsfähigkeit

Die sechste Qualität meint, dass Teams und ganze Organisationen in der Lage sind, sich aus sich selbst heraus weiterzuentwickeln und ihre Struktur und Regeln den Veränderungen ihrer Umwelt anzupassen. Ein Team, das sich hier rechts auf der Skala verortet, ist in der Lage, sich schnell und reibungslos anzupassen – und zwar kontinuierlich und ohne externe Unterstützung.

7. Feedback- und Konfliktkompetenz

Eng mit dem vorherigen Punkt hängt die siebte und letzte Qualität zusammen: In effektiven Organisationen sind die Menschen in der Lage, sich konstant Feedback zu geben, aus diesem zu lernen, und darüber hinaus auch Konflikte so konstruktiv zu lösen, dass sie gestärkt aus ihnen hervorgehen. Teams, die sich hier rechts verorten, würden also aussagen, dass sie dazu in der Lage sind, all ihre Konflikte so zu lösen, dass das Team davon profitiert.

Wie nutzen wir die 7 Qualitäten?

Die 7 Qualitäten sind dazu gedacht, ein idealtypisches Bild einer Organisation zu zeichnen und eine Richtung aufzuzeigen, in die es sich zu entwickeln lohnt. Zur Bestandsaufnahme kann sich ein Team auf den einzelnen Dimensionen verorten.

Dabei helfen folgende Fragen:
  • Sind wir glasklar ausgerichtet und haben alle ein geteiltes Bild davon, wo die Reise hingeht?
  • Sind alle Potenziale bekannt und werden sinnvoll genutzt?
  • Sind alle Verantwortlichkeiten klar bekannt und im Team verteilt?
  • Sind alle im Team als Individuen so effektiv, wie sie sein könnten?
  • Ist die Zusammenarbeit im Team effektiv, geben die gemeinsamen Meetings Energie und Klarheit?
  • Nimmt das Team selbst Anpassungen vor und entwickelt Struktur und Regeln permanent weiter?
  • Wird sich regelmäßig im Team Feedback gegeben und alle Konflikte konstruktiv aufgelöst?

Für die Verortung brauchen wir die subjektiven Einschätzungen der Teammitglieder.

Dafür vergibt jedes Mitglied eines Teams Klebepunkte auf den einzelnen Schiebereglern, um das Team als Ganzes auf der jeweiligen Dimension zu verorten. Manchmal machen wir auch eine Aufstellung im Raum, bei der sich die Mitglieder zwischen den beiden Polen verteilen. Oft ergibt sich kein eindeutiges Bild, denn nicht jede*r im Team hat das gleiche Bild davon, wie es gerade um die verschiedenen Tugenden bestellt ist.

Gibt es große Unterschiede in der Einschätzung – eine Person findet die Ausrichtung zum Beispiel glasklar, andere finden sie völlig unklar – lohnt sich eine Diskussion darüber, woher diese Unterschiede kommen.

Im nächsten Schritt geht es dann um die Entwicklung eines Soll-Bildes.

Denn für jeden Ist-Zustand lässt sich ein Soll finden. Natürlich wäre es wünschenswert, mit einem Zaubertrick zum positiven Ende des Spektrums zu springen – und zwar in allen sieben Dimensionen. Realistischerweise sollte dieses Ende aber als idealer Zielzustand betrachtet werden, der niemals erreicht werden kann. Die Frage muss daher sein: Was ist der nächste sinnvolle Evolutionsschritt (in jeder der sieben Dimensionen)? Wie können wir dem idealen Zielzustand einen machbaren Schritt näherkommen?

Von da an geht es Schritt für Schritt in Richtung Soll-Bild.

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