Wie sich starke Gemeinschaften
gestalten lassen
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Text: Anna-Katharina Pelzel

Wir sind überzeugt, dass Wandel durch intelligente Vernetzung gedeiht. Starke Gemeinschaften tragen maßgeblich zur Responsivität von Teams und Organisationen bei und sind ein entscheidender Bestandteil effektiver Zusammenarbeit.

Wenn Dein Vorhaben groß ist, verbünde Dich.

“Transformative Arbeit benötigt neben Mut, Leidenschaft und Willenskraft auch vertrauensvolle Beziehungen zwischen Menschen”, steht es im Manifest des allerersten Loop Fellow Forums, dem Zusammentreffen der Loop Academy Absolvent*innen, geschrieben.

Veranstaltungen dieser Art bringen Menschen zusammen, die sich für ein gemeinsames Thema begeistern und es in die Welt tragen. Sind sie dadurch auch eine Gemeinschaft und damit eine Gruppe an Menschen, die sich nicht allein über einen rationalen Zweck, sondern auch über eine emotionale Verbindung miteinander verbunden fühlen? Gemeinschaften basieren auf gemeinsamen Interessen, gegenseitiger Inspiration und einer Nähe, die auf gemeinsamen Werten basiert. Vertrauensvolle Beziehungen entstehen durch Zugehörigkeit und gemeinsame Entwicklung.

Zugehörigkeit bedeutet, sich mit anderen verbunden zu fühlen und ein bedeutender Teil einer Gruppe zu sein. Hierfür genügen nicht einfach nur ein Treffen, Räume, ausreichend Stifte, Gläser, teambildende Maßnahmen oder ein Jutebeutel voller Geschenke. Es bleibt meist eine Illusion zu glauben, dass eine im Detail geplante und hübsch dekorierte Veranstaltung echte Gefühle auslöst und damit Verbundenheit schafft. Gefühle lassen sich nicht in To-do-Listen planen. Eine Gemeinschaft entsteht durch die Menschen, die sie bilden.

Co-kreatives Veranstaltungsdesign

Was braucht es denn?

Um unseren Plan für ein mehrtägiges Treffen umzusetzen, versenden wir neun Monate im Voraus eine Einladung für das Pionierprojekt Loop Fellow Forum - ohne konkrete Antworten, aber mit vielen Fragen: Welcher Ort schenkt Dir die passende Stimmung? Was interessiert Dich und welche Ereignisse siehst Du vor Deinem inneren Auge? In einer starken Gemeinschaft gibt jede*r, was möglich ist, denn gemeinsam sind wir klüger.

Viele Menschen besuchen Veranstaltungen als konsumierende Teilnehmende und voller Bereitschaft, etwas Aufregendes zu erleben: Zuhören, neues Wissen erlangen, lecker essen und Menschen kennenlernen, die möglicherweise für den eigenen Weg interessant sind. Das Eventmanagement organisiert die Rahmenbedingungen und regelt den Rest.

In starken Gemeinschaften verschwimmen die Grenzen und Ideen fließen zwischen Organisator*innen und Teilnehmenden. Mitglieder einer Gemeinschaft folgen nicht nur einer Einladung, um an der Veranstaltung teilzunehmen, sondern werden als Teilgebende das Herzstück der Gestaltung. Sie sind jederzeit ausdrücklich eingeladen, mitzugestalten.

Eine anspruchsvolle Verpflichtung mit Prinzipien, Identität, Regeln und Werten. Gemeinschaften schaffen ein Gleichgewicht zwischen liebevoller Organisation im Vorfeld und gemeinsamer Entwicklung mit den Mitgliedern.

Nach zahlreichen Antworten und neuen Fragen wissen wir: Gemeinsam gestalten wir eine Austauschplattform, die sich anfühlt wie eine freundschaftliche Gartenparty mit inhaltlichen Beiträgen in klarer Agenda-Struktur. Es gilt herauszufinden, welche Mitglieder einen aktiven Beitrag leisten möchten und wie wir alle Menschen in den Austausch bringen. Formate, Rollen und Verbindungen entstehen. Im Fokus: Menschen, nicht Dinge oder Beiträge.

Inhalte als Rahmen für echte Begegnungen

Wissen die Teilnehmenden und -gebenden wirklich, warum sie eingeladen sind? Eine Veranstaltung ist ein Resonanzraum für Erfahrungen, Inspiration und Austausch. Seien wir ehrlich: Gehen wir wirklich primär wegen der Inhalte zu gemeinschaftlichen Treffen? Wenn man Teilnehmende eines Meet-ups nach dem Grund ihrer Teilnahme fragt, lautet die Antwort oft: “Das Thema interessiert mich und ich treffe Gleichgesinnte.” Ist das auch die Antwort, wenn wir im Anschluss an gemeinschaftsbildende Veranstaltungen fragen: Was war Deine beste Erfahrung? Eher nicht. Die Antworten konzentrieren sich selten auf Inhalte, sondern auf die Atmosphäre, den Aufbau von Beziehungen, Selbsterkenntnis, Gefühle und auch die zweifellose Unterstützung ohne eigene Interessensverfolgung.

Auch diese Resonanzen lassen sich nicht planen. Mit etwas mehr Herz- als Kopfarbeit können wir die Atmosphäre und Emotionen allerdings gestalten. Ein Weg: Wir begegnen uns in erster Linie als Menschen und verbinden uns zusätzlich über die Inhalte.

Die Bedürfnisse der Teilnehmenden
im Zentrum der Gestaltung

Ein wahres Gefühl der Zugehörigkeit zu erfahren, erfordert die Sicherheit, in einer Gemeinschaft so angenommen zu werden, wie man ist: Ein Mensch mit vielfältigen Nuancen.

Verbringe die meiste Zeit der Vorbereitung mit den Mitgliedern der Gemeinschaft! Es gibt genug Literatur darüber, wie man Freund*innen gewinnt (Lächle, sei freundlich, höre zu, sei ehrlich, sprich Dein Gegenüber mit Namen an). Es lassen sich genügend Weisheiten darüber finden, wie wir uns in Gemeinschaften zu verhalten haben. Ein Favorit: Zeige aufrichtiges Interesse. Doch mal den Imperativ beiseite: Was bedeutet es für Veranstaltungen, wenn wir Zugehörigkeit aktiv gestalten?

Ein wahres Gefühl der Zugehörigkeit zu erfahren, erfordert die Sicherheit, in einer Gemeinschaft so angenommen zu werden, wie man ist: Ein Mensch mit vielfältigen Nuancen. Das darf sich im Veranstaltungsdesign gerne wiederfinden: Kennen wir die unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen und werden sie entsprechend kuratiert? Sind Menschen, die neu oder noch nicht Teil der Gemeinschaft sind, besonders berücksichtigt? Haben die Teilnehmenden wie Teilgebenden alles, was sie brauchen? Gibt es neben den Orten der Begegnung auch Räume der Regeneration? Es lohnt ein Griff in die Kiste der Kreativitätsmethoden. Mit verschiedenen Teilnehmenden-Persona gleichen wir Agenda und Rahmenbedingungen ab, um vielfältige Bedürfnisse zu erfüllen. Liebstes Werkzeug im Gesamtprozess: Fragen.

Verteilte Verantwortlichkeiten

„Alle Teilnehmenden werden am Eingang persönlich willkommen geheißen. Alles, was wir brauchen, ist vor Ort. Das Forum ist mit Erkenntnissen und Erfahrungen aus der Loop Praxis bereichert. Alle Teilnehmenden bekommen durch kontinuierliche Moderation eine Orientierung. Die Bedürfnisse zwischen uns und der Location sind laufend kommuniziert.“ (Auszug aus dem Forums-Governance-Meeting).

Wir arbeiten bei TheDive gerne rollenbasiert, auch bei Veranstaltungen. Eine Rolle erfüllt immer einen Zweck und besitzt eine oder mehrere Verantwortlichkeiten. Da eine lebendige Gemeinschaft die Summe ihrer engagierten Mitglieder ist, sind bei einer gemeinschaftlichen Veranstaltung auch die Verantwortungen verteilt. Dabei geht es nicht nur darum, die organisatorische Arbeit zu teilen, sondern das Vertrauen und den Zusammenhalt zu vervielfachen. Der Vorteil: Es geht nicht darum, dass ein detaillierter Ablaufplan aufgeht, sondern dass die Menschen ihre Potenziale entfalten und damit aktiv den Veranstaltungsflow kreieren.

Präsenz der Gastgeber*innen

Auch auf Veranstaltungen, die sich durch Partizipation und aktive Mitgestaltung aller Teilnehmenden auszeichnen, trägt eine Personengruppe die Hauptverantwortung: die Gastgeber*innen. Sie laden ein, sind präsent und wissen es als ihre Aufgabe, die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmenden zu erfahren. Gastgebende Personen fragen, vernetzen und spüren. Sie handeln voller Gleichberechtigung und unterscheiden nicht zwischen eingeladenen und dienstleistenden Personen. Sie halten den Raum und die wichtigen Zeiten ein. Gastgeber*innen deuten Überraschungen an und hüten Geheimnisse. Sie sind auch mal albern, wenn es dem Veranstaltungszweck dient. Und sie hören nicht auf, nur weil die Veranstaltung zu laufen scheint. Vergleichbar mit einem Abendessen für Freund:innen erfordert diese Rolle kontinuierlich besondere Aufmerksamkeit für die Gäste. Interaktionsfördernd mit wachsamen Sinnen: Es ist keine Charaktereigenschaft, sondern eine aktive Verhaltensweise.

Gestaltung von Beziehungs- und inhaltlichem Raum

Sich als Menschen zu begegnen und der Austausch von Inhalten erfordern verschiedene Formate. Starke Gemeinschaften nutzen den Beziehungsraum bewusst, um zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Mit einem Abendessen stimmen wir uns am Vorabend des Forums ein, ohne feste Agenda und mit ausreichend Zeit zum Anstoßen. Im Verlauf des Forums nutzen wir Check-ins in Kleingruppen für bewusste Momente der Begegnungen.
Diese Momente tragen dazu bei, dass sich die Aufmerksamkeit bei den inhaltlichen Beiträgen auf den Austausch von Erfahrungen, Informationen und Wissen konzentriert.

Emotionalität von Ritualen

Was nehmen die Teilnehmenden mit nach Hause? Kleine Aufmerksamkeiten und besondere Gesten verbessern jedes Veranstaltungserlebnis. Sie zeigen: Wir schätzen Deine Teilnahme an diesem Treffen. Diese Anerkennung wird konventionell durch Goodiebags und Geschenke ausgedrückt. Doch was braucht es wirklich?

Musik schafft Verbindung, weit über das Zusammentreffen hinaus. Veranstaltungen schaffen einen Rahmen, um gemeinsame Zeremonien zu Ritualen zu machen. Rituale stärken gemeinsame Werte, welche die Menschen einer Gemeinschaft miteinander teilen. Sie laden immer wieder zur Gemeinschaft ein. Gemeinsame Erinnerungen werden durch musikalische Ritualen zum Mixtape. Rituale verbinden Menschen, indem sie gemeinsame Emotionen schaffen können.

Veranstaltungsende bedeutet nicht
das Ende der Gemeinschaft

Ein Zusammentreffen hat immer einen Anfang und (leider) auch ein Ende – einen Zeitraum, den wir in Tagen zählen. Eine Gemeinschaft mit verbindenden Erlebnissen, geteilten Emotionen und dem ein oder anderen Ohrwurm darf bleiben. Ein Veranstaltungsende erinnert immer auch daran, warum wir zusammengekommen sind. Ein Moment der Verbindungskraft mit der Frage: Wie können wir das in der Gemeinschaft Entstandene in die Welt tragen? Beim Loop Fellow Forum entschieden wir uns für handschriftlich – auf Postkarten, adressiert an Bekannte, Freund*innen, Familienmitglieder und möglichen Mitgliedern dieser wachsenden Gemeinschaft.

Jede Veranstaltung prägt die Kultur des weiteren Miteinanders. Jedes Treffen ist ein transformatives Moment, das die Art, wie wir uns in Zukunft begegnen und zusammen arbeiten, verändert.

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